6a. Asse- Lager

Heinz-Jörg Haury, Leiter der Kommunikationsabteilung des Helmholtz-Zentrums München, nahm gestern in Remlingen Stellung

"Versuche waren bekannt, Lauge ist keine Gefahr"

Der Asse-Betreiber Helmholtz- Zentrum wehrt sich gegen Vorwürfe

Wolfenbüttel: "Wie bei Vattenfall", seufzte Heinz-Jörg Haury: Nach den Schlagzeilen um cäsium-belastete Lauge ging das Helmholtz- Zentrum München, Betreiberin des Versuchsendlagers Asse II, gestern in die Offensive. "Wir haben keine Alleingänge gemacht", betonte Sprecher Haury gleich zu Beginn eines Informationsgesprächs auf dem Asse-Gelände.

Die cäsiumhaltige Lauge, die in 950 Meter Tiefe des Bergwerks gepumpt wurde, ist für die Ingenieure und Wissenschaftler nur wegen der öffentlichen Debatte über die überschrittenen Grenzwerte ein Problem. "Wir sind jetzt schlauer, es gab keinen Grund, das nicht mitzuteilen", sagte Haury gestern. Erst Nachfragen des Landkreises Wolfenbüttel hatten die Werte ans Tageslicht gefördert. Gefahr gehe von der Lauge nicht aus,betonte Haury.

Weit mehr Sorgen macht den Bergleuten der Zufluss von 12 Kubikmetern Salzlauge pro Tag. Sie kommt irgendwo aus dem Deckgebirge. "Das entscheidende Problem ist der Zutritt von außen", sagt Haury. Kontakt mit den in der Asse lagernden Atommüllfässern habe diese Lauge aber nicht.

Das Konzept, die Asse mit Magnesiumchlorid zu fluten und dann zu verschließen, ist laut Gerd Hensel, Projektleiter für das Schließen der Asse, der einzig sichere Weg - auch wenn dabei Radionuklide  aus der Tiefe nach oben ins Deckgebirge gelangen. Den Vorwurf, weiterlaufende Versuche mit Atommüll verschwiegen zu haben, finden die Helmholtz- Leute eher skurril. Dass seit 1979 zunächst 16, jetzt noch 12 Fässer zu Forschungszwecken in der Asse liegen, sei immer wieder dokumentiert worden. "Die letzte Genehmigung läuft bis 2013", sagte Haury. Niedersachsens Umweltministerium wusste offenbar nichts davon. Was überhaupt an Atommüll in der Asse liegt, wissen die Betrieber laut Haury "in etwa"  - durch Gespräche mit früheren Mitarbeitern soll nun aber versucht werden, weitere Klarheit zu verschaffen. Denn der Druck aus der Politik wächst: Landesumweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) soll einen Bericht vorlegen, in dem komplett aufgelistet wird , was in der Asse liegt und mit welchen Stoffen hantiert wurde. "Wir wissen selber ja gar nicht genau, was alles in der Einlagerungszeit passiert ist, die Leute sind ja nicht mehr hier", sagrt Haury über die Frühphase.

Den Vorwurf, kontaminierte Lauge ohne strahlenschutz- rechtliche Genehmigung abgepumpt zu haben, weisen die Betreiber zurück. "Wir waren immer der Meinung, dass die Genehmigung ausreicht", sagte Haury - das Landesbergamt hatte den Plan genehmigt.

Braunschweiger Zeitung, Juni 2008

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